Digitalisierung im Mühlenkreis - Ein Tag beim…
Freiherr vom Stein Berufskolleg
Digitalisierung im Mühlenkreis - Ein Tag beim…
Mit hoher Geschwindigkeit schleicht sich die Digitalisierung in all unsere Lebensbereiche. Damit steigen auch die Anforderungen der Wirtschaft an die Mitarbeiter. Dies erfordert ein Umdenken, auch im Bereich der Schulbildung: Die Informations- und Kommunikationstechnologie hält Einzug in die schulische Bildung und erhält die Aufgabe, den Grundstein für die beruflichen Herausforderungen zu legen.
Die Wirtschaftsförderung im Kreis Minden-Lübbecke hat sich für Sie auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wo die Digitalisierung im Mühlenkreis erfolgreich Einzug gehalten hat! Im März 2018 waren wir dafür zu Besuch beim Freiherr-vom-Stein Berufskolleg in Minden.
Hier haben wir einen Einblick bekommen, wie man erfolgreich Digitalisierung & Bildung verbinden kann: Seit dem Schuljahr 2016/2017 haben am Freiherr vom Stein Berufskolleg Tablets ihren Weg in den Unterricht gefunden. Schulleiter Michael Paul, stellvertretender Schulleiter Oliver Dunst und Bildungsgangleiterin der Groß- und Außenhandelskaufleute Nicole Heinz, erzählen gemeinsam von diesem kreisweit einmaligen Projekt:
Lehren & Lernen mit digitalen Endgeräten
Herr Paul, wie ist die Idee herangereift, dass Tablets als Arbeits- und Lernwerkzeug im Unterricht eingesetzt werden?
Bereits vor 20 Jahren fanden die ersten “digitalen“ Schritte am Freiherr vom Stein statt – Das Office-Paket von Microsoft ist seit Jahren die Standard-Software in (Berufs)-Schulklassen und auch in den Ausbildungsbetrieben. Hinzu kam dann die Lernplattform MOODLE - Diese stellt Lehrinhalte für die Schüler zur Verfügung.
Was aber bislang gefehlt hat, ist die Verzahnung und die Interaktion mit den Schülern. Die Tablets werden also mit dem Ziel in den Unterricht integriert, die Interaktion und den Austausch zwischen Schülern und Lehrkräften zu verbessern.
Herr Paul, Was versprechen Sie sich vom Einsatz der Tablets in den Klassenzimmern?
Das individuelle Lernen mit Tablets steht bei uns im Vordergrund. Die Schüler lernen, sich selbst besser zu organisieren – Die Eigenverantwortung und Medienkompetenz werden dabei gefördert.
Der Umgang mit den Office-Anwendungen wird durch die ständige Nutzung und Verfügbarkeit dauerhaft gefestigt. Dies wirkt sich vor allem positiv auf die weitere Arbeit im Betrieb aus. Z. B. kann die Arbeit mit Tabellen oder Warenwirtschaftssystemen praxisnah geübt werden. Für die Schüler ist es motivationssteigernd zu sehen, dass das Üben mit der Software auch einen Nutzen für die tägliche Arbeit im Betrieb hat.
Die Methoden- und Medienvielfalt führt vor allem zu einer Flexibilisierung des Unterrichts. Frau Heinz fügt hinzu: „Wir können uns die neue Vielfalt zu Nutze machen, indem wir z. B. digitale Arbeitsblätter mit Verlinkungen und Lehrvideos erstellen.“
Frau Heinz, welche Software kommt konkret zum Einsatz und wie kann man sich das interaktive Lernen damit vorstellen?
Bei uns dreht sich alles um die Programme aus dem Office-Paket und dessen cloudbasierte Vernetzung. Besonders hilfreich ist das Programm OneNote. Ein digitaler Notizblock, mit der Möglichkeit Informationen aus anderen Office-Anwendungen zu bündeln oder Abschnitte mit Unterabschnitten abzubilden.
Das Programm wird in den Klassen als Mittel für die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien und das gemeinsame, vernetzte Arbeiten verwendet. Wir verwenden es als eine Art „Wiki“, das die Inhalte eines Lernfeldes als digitales und interaktives Buch wiedergibt. Wir als Lehrer haben so die Möglichkeit, interaktives Lehrmaterial zur Verfügung zu stellen oder zu tauschen.
Sehr wichtig für uns ist der „Platz der Zusammenarbeit“ – Diese Art von Dokument stellt eine Plattform dar, an der alle parallel Arbeiten können. Die Schüler haben so auch die Möglichkeit, von zuhause aus gemeinsam an einer Aufgabe zu arbeiten. Der Austausch von Informationen wird so enorm erleichtert.
Herr Dunst, Wer ist für die Anschaffung der Geräte zuständig und müssen diese bestimmte Anforderungen erfüllen?
Jeder Schüler ist nach dem Prinzip „BYOD“ (Bring your own Device) selbst für die Anschaffung zuständig. Bei Auszubildenden ist auch eine Anschaffung durch den Ausbildungsbetrieb möglich. Um die Arbeit mit den Geräten für alle einheitlich zu gestalten, gelten bestimmte Voraussetzungen.
Das Gerät muss ein sogenanntes „2-in-1-Gerät“ sein, auch „Convertible“ genannt. Damit alle gleichermaßen mit den Office-Anwendungen arbeiten können, ist eine einheitliche Windows- bzw. Software-Version erforderlich. Auch hardwaretechnisch müssen einige Kriterien erfüllt sein: Besonders Wichtig ist eine lange Akkulaufzeit. Die Tablets sind, je nach Marke und Modell, schon ab 200€ erhältlich.
Herr Dunst, Welchen Klassen/Bildungsgängen stehen die Tablets im Unterricht zur Verfügung?
Seit der Startphase im Jahr 2016 konnten wir sowohl Berufsschul-Klassen (z. B. Industriekaufleute, Bankkaufleute, Kaufleute des Groß- und Außenhandels etc.) als auch vollzeitschulische Klassen wie das Wirtschaftsgymnasium mit Tablets ausstatten. Zurzeit werden in 23 Klassen über 500 Tablets genutzt. Für das kommende Jahr ist eine Aufstockung auf mindestens 44 Klassen mit insgesamt 985 Tablets geplant. Durch aktuelle Entwicklungen kann und wird sich diese Zahl wahrscheinlich noch vergrößern.
Herr Paul, Welche Entwicklungen kommen in Bezug auf die Digitalisierung noch auf Sie zu und welche Wünsche haben Sie für die Zukunft?
Wichtig ist eine zukunftssichere, schnelle Internetanbindung, die auf eine große Anzahl Devices eingestellt ist - Wir möchten allen Schülern und Lehrern einen reibungslosen, schnellen Zugang ins Internet ermöglichen.
In Zukunft wird das interaktive Tablet-Konzept noch durch digitale Tafeln erweitert. Zurzeit werden Beamer verwendet, deren Verbindung noch etwas unzuverlässig ist. Mit digitalen Tafeln ist dann auch eine gemeinsame Bearbeitung der Inhalte möglich. Die Annotationen, die gemeinsam im Unterricht an den Dokumenten vorgenommen werden, stehen dann direkt digitalisiert zur Verfügung. Für die Zukunft würden wir uns eine Art „Klausur-Modus“ wünschen, sodass auch Klassenarbeiten digitalisiert vorliegen.
Ein weiterer großer Wunsch ist eine bessere Abdeckung mit digitalen Schulbüchern, so kann jeder Schüler auf ein großes Wissens-Repertoire zurückgreifen…und das ganz ohne schwere Schultasche!
Wussten Sie schon?
Das FvS ist eine offizielle Microsoft Showcase-School – Eine Gemeinschaft von Schulen auf der ganzen Welt, die sich für den digitalen Wandel einsetzen, um das Unterrichten und Lernen zu verbessern.
Das FvS profitiert von zahlreichen Unterstützungsangeboten wie z. B. Schulungen, Checklisten, einer Community zum Austausch oder Unterstützung bei der Ressourcenplanung.
Titelbild © Trendjournal Minden