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Existenzgründung - Die Erfolgsgeschichte von Paul Gauselmann

1. Herr Gauselmann, Sie haben sich 1957 nebenberuflich selbstständig gemacht. Wie kam es dazu? Was war Ihr Antrieb?

In die Branche war ich schon am 12. März 1956 gekommen, damals als Servicetechniker bei einem Generalimporteur für amerikanische Wurlitzer-Musikboxen in Coesfeld. Durch meine erste eigene patentierte Erfindung, die Fernwahlbox, wechselte ich nach einem dreiviertel Jahr zu einem deutschen Hersteller in die Industrieentwicklung und -Fertigung. Meine anhaltende Faszination für Musikboxen und die Erkenntnis, dass man in der Nachkriegszeit Geld damit verdienen konnte und schlussendlich das Zusammentreffen mit meinem ehemaligen Technik-Chef aus Coesfeld auf der Hannover Messe am 1. Mai 1957, verleiteten mich zu der wichtigsten beruflichen Entscheidung meines Lebens. Neben meiner regulären, oftmals mehr als 48-Stunden-Woche, die ich hauptberuflich ab 1959 als Entwicklungsleiter leistete, machte ich mich mit 2.000 D-Mark Erspartem, 17 Musikboxen und quergeschriebenen Wechseln über 100.000 D-Mark nebenberuflich als Musikautomatenaufsteller in Gaststätten selbstständig und legte damit den Grundstein für die heutige Gauselmann Gruppe.

Im Oktober 1964 wagte ich schließlich den Sprung in die komplette Selbstständigkeit. Die Firma hatte sich so prächtig entwickelt, dass ich den Schritt gehen konnte. Sie erforderte dann auch meine ganze Aufmerksamkeit. Das Unternehmen beschäftigte da bereits 15 Mitarbeiter und stellte auf über 300 Plätzen in der Gastronomie Automaten auf.

2. Was waren die größten Herausforderungen dabei?

Wir haben viel erlebt – Merkur und ich! Von der Garage in Espelkamp zu Firmenstandorten auf vier Kontinenten ist es nicht nur ein weiter Weg, sondern auch ein Weg, der durch viele Höhen und Tiefen führt!

Ein Lieferboykott eines großen Herstellers brachte mich dazu, Geldspielgeräte nicht nur zu verkaufen und zu betreiben, sondern auch selbst zu produzieren. Von diesem Entschluss bis zur endgültigen Zulassung der ersten Eigenentwicklung durch die Physikalisch-Technische Bundesanstalt (PTB) vergingen vier Jahre Entwicklungszeit. Wegen der sensationell neuen Ideen, die die Spieler sofort begeisterten, wurden mit dem MERKUR B – trotz technischer Anfangsmängel – auf Anhieb doppelt so hohe Kassenergebnisse erzielt als mit den bis dahin führenden Geräten auf dem Markt.

Auch die Erfindung der modernen Spielstätte gehört zu den Höhepunkten meines unternehmerischen Lebens. Mit der Idee, das Spiel am Automaten als Freizeitgestaltung attraktiver zu machen, hatte ich mich schon länger beschäftigt. 1974 war es dann soweit: Ich verwirklichte meine Vorstellungen in Delmenhorst und eröffnete mein erstes eigenes Automaten-Freizeit-Center unter dem Namen MERKUR-Spielothek. Bis dahin waren die damaligen Betriebe als „Spielhöllen“ in der Branche verschrien. Mit dem Qualitätskonzept in Ausstattung und Design sowie der Qualifizierung des Personals setzten wir völlig neue Maßstäbe. Der Begriff „Spielothek“ wurde zum Synonym für die moderne Spielstätte. Das daraus resultierende Unternehmen MERKUR-Spielothek (heute als MERKUR Casino bekannt) entwickelte sich im Verlauf der Jahre zur führenden und vielfach ausgezeichneten Spielstättenkette in Deutschland.

3. Wie haben Sie es in 62 Jahren von einem Einmannbetrieb zum international agierenden Unternehmen mit rund 14.000 Mitarbeitern geschafft?

Ich bin der Meinung, dass sich volle Anstrengung, Fleiß und vor allem der Blick auf das Wesentliche immer auszahlen. Natürlich war die Geschichte von Merkur nicht vorhersehbar. Aber durch meine Erfahrungen aus der Kriegs- und Nachkriegszeit im total zerstörten Münster lernte ich schon als Kind zu improvisieren und mich durchzusetzen. Für mich stand von da an fest, dass ich mehr in meinem Leben erreichen wollte. Ich wollte frei und unabhängig sein. Diesem Ziel bin ich nach 14 Jahren als Angestellter treu geblieben und habe mich auch bei Rückschlägen oder Misserfolgen nicht von meinem Weg abbringen lassen.

 4. Trotz des immensen Wachstums und den Möglichkeiten sind Sie dem Mühlenkreis immer treu geblieben. Warum?

Hier in Ostwestfalen liegen die Wurzeln unseres Erfolgs! Viele meiner Mitarbeiter haben mich jahrzehntelang auf meinem Weg begleitet und entscheidend dazu beigetragen, dass die Gauselmann Gruppe das ist, was sie ist – ein Weltkonzern mit Standorten auf mittlerweile vier Kontinenten. So wird der deutsche Markt für Merkur hoffentlich immer der zentrale Markt sein.

Aber Deutschland macht es uns im Moment durch die restriktive Gesetzgebung sehr schwer. Dagegen kämpfen wir an. Wir können als Unternehmen nicht tatenlos zusehen, wie uns der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Die Internationalisierung des Unternehmens ist unter diesen Bedingungen unausweichlich. Die deutsche Gesetzgebung hat unseren Expansionskurs ins Ausland ganz deutlich beschleunigt. Wir haben 2016 zum ersten Mal die Hälfte unseres Umsatzes im Ausland gemacht. Hier sind die Wachstumsfelder. In Deutschland müssen wir derzeit darum kämpfen, mindestens den Bestand zu halten. Aber ich persönlich werde immer für den Heimatmarkt kämpfen.

5. Was geben Sie heutigen Existenzgründern mit auf den Weg?

Ich bin der Meinung, dass Erfindergeist einer der wichtigsten Faktoren ist, die ein erfolgreicher Unternehmer mitbringen sollte. Mein erstes selbst entwickeltes Geldspielgerät MERKUR B hat die Geldspielwelt auf den Kopf gestellt, weil er die bisher dagewesenen Spielsysteme revolutionierte. 1984 wurde der Merkur Disc mit 40.000 verkauften Stück auf Grund seiner völlig neuen Ideen zum meistverkauften Geldspielgerät. Nur 7 Jahre später erreichten wir 50 % Prozent Marktanteil und errungen erstmals den Status als Marktführer.

Aber auch der Mut, seine Ziele zu verfolgen und seine richtigen Ideen trotz Rückschlägen umzusetzen, ist eine wichtige Eigenschaft eines erfolgreichen Unternehmers, denn es läuft meistens nicht immer nach Plan. Aber manchmal ergeben sich gerade daraus neue Wege und Möglichkeiten für ein Unternehmen.

Gepaart mit einer gewissen Portion Ehrgeiz und Fleiß, hoffe ich, dass es aus dem Kreisgebiet viele junge Unternehmer besonders aus dem Bereich der neuen Medien und dem Fokus auf Verkaufsmöglichkeiten im Internet, es schaffen werden, ihr junges Unternehmen dauerhaft auf Erfolgskurs zu halten und damit auch die Zukunft der Region – als attraktiven Wirtschaftsstandort in Ostwestfalen – weiter auszubauen und zu stärken.

 

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